Esel sind böse!
An einem Nachmittag im Juli 2005.
Pünktlich um 15:00Uhr meldet sich bei Fee der Magen. Man merkt es daran, dass der Hund kommt und leicht am Ärmel zupft. Wird dies ignoriert rutscht auch chon mal ein leises Kläffen heraus. Meistens klappen dabei ganz frech die Ohren zurück.
Zeit für die von Beate selbst gekochte Nachmittagsmahlzeit. Am Nachmittag gibt es fast immer Kost aus Frauchens Küche.
„Eigentlich könntet ihr heute mal ein Glas Honig vom Imker mitbringen.“ Ruft Beate mir zu, als ich mich zur nachmittäglichen Runde fertig mache. Kleine „Belohnungen“ müssen natürlich eingesteckt werden. Beate darf dies nicht so genau wissen, sonst werden diese Extras von der Tagesration abgezogen.
Wegen des besonderen Auftrags führt uns der Weg über die Pfatterwiesen. Das
Gras wurde vor eine Woche gemäht, sodass keine Flurschäden angerichtet
werden. In der Bayerischen Verfassung ist ja der freie Zugang zu Feldern und
Wiesen festgeschrieben. Als Niedersachse musste ich mich erst langsam daran
gewöhnen.
Nachdem wir die Straße überquert haben, darf Fee auf der Wiese frei laufen.
Die Wiese wird von einen kleinen Graben durchzogen, der noch überwunden
werden muss. Zielstrebig läuft Fee zu einem Brett, welches spielende Kinder
einmal über das kleine Gewässer gelegt haben. Es ist ziemlich wackelig, aber
man hat ja seine Erfahrungen. „Haaalt links herum!“ Rufe ich dem Hund zu,
denn Fee möchte den direkten Weg zu „Wasti“ nehmen. Wasti ist der Jack
Russel-Mix des „Farmers“, einem ehemaligen Nachbarn unserer alten Wohnung
am Kaltenberg.
Wir gehen also links herum. - Vorbei an einem kleinen Wehr, mit dem das
Wasser der Pfatter aufgestaut wird, um es auf mehrere Arme zu verteilen. Es ist
schön warm und hier könnte man ein erfrischendes Bad nehmen. Fee ist anderer
Meinung. Wasser schätzt sie nicht besonders, seit das Eis auf unserem
Gartenteich den Tragfähigkeitstest nicht bestanden hatte. Seit diesem Tag ist
Wasser kalt und hinterhältig. Man lernt als kleiner Beagle eben immer wieder
dazu.
Auf diesem Teil der Wiese hat jemand einen elektrischen Weidezaun aufgebaut.
Der war vorgestern noch nicht da. Ich sehen auch schnell weshalb. Ein
Anwohner von der anderen Seite des kleinen Grabens hat offensichtlich die
Wiese gepachtet, um seinen Tieren etwas Auslauf zu bieten. Drei Esel, ein Pony
und 2 Ziegen kann ich zählen, die friedlich am anderen Ende der Wiese grasen.
Nicht nur Beagle, auch Esel sind extrem neugierig und auch immer für ein
„Häppchen zwischendurch“ zu haben. Also trotten die Grautiere heran als sie
uns kommen sehen. Fee hat sie auch entdeckt und rennt erfreut auf die Esel zu.
Beide erreichen fast gleichzeitig den Zaun. Was macht man als „Nase auf vier
Beinen“? - Man nimmt natürlich mit der Nase Kontakt auf. „Warum kommen
die Grautiere denn nicht dichter heran?“ Muss sich Fee wohl gedacht haben und
ergreift die Initiative. Die Esel haben gewusst warum. Nun weiß Fee es auch.
Laut jaulend schreckt sie von den „Elektrischen Eseln“ zurück und mit einem
Satz springt sie in das eigentlich so verhasste Wasser eines Armes der Pfatter,
der hier die Grenze der Wiese bildet. Nicht
der elektrische Weidezaun, sondern die
Tiere dahinter haben dem armen Hund einen
Schlag versetzt.
Seit diesem Tag sind Esel, Ponys, Ziegen
und Schafe böse und gefährliche Tiere. Nur
mit Mühe kann ich Fee wieder einfangen
und wir setzen unseren Weg, jetzt angeleint,
fort. Immer dicht am Bachufer entlang.
Seither trainieren Beate und ich diesen Weg mit der Fee mehrmals die Woche,
um ihr zu zeigen, dass die Tiere doch eigentlich recht harmlos sind. Sobald wir
uns diesem Teil der Wiese nähern stellen sich ihr die Rückenhaare vom Nacken
bis zum Schwanzansatz auf. Ihr Blick spricht dann Bände. Müssen wir da
vorbei? Noch heute geht sie immer dicht am Bachufer. Bei sehr heißem Wetter
nimmt sie auch mal eine Kneipp-Anwendung, denn der Bach ist hier sehr flach.
Manchmal denke ich: „Hätte an diesem Tag nicht auch ein Hase oder Kaninchen
auf der Wiese hinter dem Zaun grasen können